Der genaue Ursprung der klassischen Massage lässt sich aus heutiger Sicht nicht genau nachvollziehen. Tatsache ist aber, dass in der prähistorischen Zeit fast ausnahmslos einfache Wund-Versorgungen als Therapie angewendet wurden. Eine erste Spur findet sich in den alten Hochkulturen namentlich bei den ägyptischen, altindischen und den babylonischen Kulturvölkern.

Vorgeschichtliches zur klassischen Massage

  • Gemäss Muschinsky (1992) beschrieb der Chinese Kong Fu ca. 2’700 v. Chr. ausführlich Massagehandgriffe und gymnastische Übungen.
  • In der Zeit der römischen und der griechischen Antike (ca. 700 v. Chr. bis 400 n. Chr.) gelangte die Massage nach Europa. Diese wurde vor allem von den beiden Ärzten Hippokrates von Kos (460 bis ca. 375 v. Chr.) und Galenos von Pergamon (130-201 v. Chr.), besser bekannt unter dem Namen Galen, geprägt.
  • Hippokrates Hauptwerk, das «Corpus Hippocraticum», beinhaltete bereits diverse therapeutische Massnahmen. Weiter liess er die schriftlich überlieferte Empirie in seine Tätigkeiten einfliessen. Galen seinerseits wandte bereits zu dieser Zeit manuelle Therapieformen an, welche ihn gemäss Ackerknecht (1986) zu einem begnadeten Gladiatorenarzt machten.
  • Der Einfluss der Römer in der Schweiz ist anhand zahlreicher Funde belegt. Mit ihm hatte sich nicht nur die römische Badetradition, sondern auch das medizinische Wissen in der Schweiz ausgebreitet. Besonders in Baden (Aargau), Augst (Baselland), Avenches und Yverdon (beide Waadt) fand man Spuren aus der römischen Zeit

Die Vorläufer der klassischen Massage: Die Bader und Scherer in der Schweiz

Die beiden Berufsgruppen «Bader» und «Scherer»  sind als die eigentlichen Vorfahren der Therapeutinnen und Therapeuten zu werten.

baderIn den Badestuben, welche lange Zeit mehrheitlich von adligen Leuten besucht wurden, arbeiteten die Bader. Diese rasierten die badenden Gäste, legten einfache Wundverbände an und zogen Zähne.

Mit all diesen Tätigkeiten standen die Bader in zunehmender Konkurrenz mit den Scherern (auch Wundärzte genannt). Sie waren mit der Wund-Versorgung vertraut und wussten mit dem Skalpell umzugehen. Wie Meyer-Salzmann (1989) erwähnt, wurden bereits zu dieser Zeit gesetzliche Regelungen getroffen, welche v. a. die Sittlichkeit im Bade regelten. Weiter wurde eine Gewerbe-EinteiIung gemacht, welche das Arbeitsgebiet des Wundarztes und das des Baders definierte. Daraus folgte, dass die Bader sich fortan v. a. um die hydrotherapeutischen Massnahmen kümmerten.

Die Entwicklung der klassischen Massage im 18. und 19. Jahrhundert

Pehr Hendrik LingMit der zunehmenden Bedeutung der Orthopädie, welche hauptsächlich vom Franzosen Nicholas Andry (1658–1742) begründet wurde, führte diese zu einer nachhaltigen Entwicklung von therapeutischen Interventionen inkl. der Massage.

Der Schwede Pehr Hendrik Ling (1776– 1839, s. Foto), ein Gymnastik- und Fechtlehrer, gründete 1813 in Stockholm das «Gymnastische Zentrallinstitut», wo er seine Auffassung von Massage und Gymnastik lehrte. Die von ihm damals angewandten Handgriffe bezeichnete er als «Reiben, Drücken, Walken, Hacken und Kneipen». Das Institut genoss in ganz Europa einen guten Ruf. Diese Tatsache führte dazu, dass Ärzte aus ganz Europa nach Stockholm kamen, um diese Therapieform zu erlernen.

Von Mosgeil (1840–1900) in Berlin und Metzger (1839–1901) in Amsterdam versuchten die von Ling gelernte Massage zu untermauern, z. T. mit Tierversuchen. Sie stellten fest, dass die Massage eine resorptionsfördernde (Förderung des Abtransports von Ödemen und Gelenkergüssen) Wirkung hat.

Die Anfänge der klassischen Massage in der Schweiz

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren v. a. die kantonalen Verordnungen, welche die paramedizinischen Gesundheitsberufe regelten. Gegen Ende der 20er Jahre sprach man von Heilgymnastinnen und Heilgymnasten.

Sprachliche Herkunft der klassischen Massage

Über die Herkunft des Wortes Massage herrscht Unklarheit. Die Wurzel könnte gemäss Muschinsky (1992) im Griechischen paöö&v (sprich massein) liegen, aber auch im arabischen «mass»“ oder im Sanskrit (indogermanische Sprache) «maksch».

Das eigentliche Wort Massage wurde im 18. Jahrhundert aus dem französischen übernommen. Heute noch werden die einzelnen Massagegriffe mit französischen Wörtern bezeichnet:

  • Effleurage = Streichung
  • Petrissage = Knetung oder Walkung
  • Friktion = Reibung oder Zirkelung
  • Vibration = Erschütterung
  • Tapotement = Klopfungen und Hackungen

Klassische Massage: Definition

Der Begriff «klassische Massage» wird unterschiedlich interpretiert. Heute wird der Begriff klassische Massage wie folgt definiert:

Definition nach Muschinsky: «Massage ist eine mit der Hand ausgeführte lokale mechanische, adäquat dosierte Therapie der Muskulatur und der Körperdecke zu Heilzwecken. Sie löst ausserdem eine Fern- und Allgemein Wirkung auf den Gesamtorganismus aus.»

Eine Version besagt, dass sich «klassisch» auf das Altertum bezieht, sprich: eine alte Therapieform ist. Eine andere hingegen will damit ausdrücken, dass diese Form sich klar gegenüber den vielfältigen Sonderformen und Spezialmethoden der manuellen Therapie abgrenzen will.

Sonderformen der klassischen Massage

  • Bindegewebsmassage BGM
  • Periostmassage / Insertionsmassage
  • manuelle Lymphdrainage (MLD) Akupressur
  • Kolonmassage
  • Reflexzonentherapie
  • Cyriax / deep frictions
  • Meridiantherapien (energetische Massagen)

Verfasser: Jürg Kilchenmann, Physiotherapeut, Utzenstorf